Drei Wochen vor
Beginn der neuen Saison in Deutschland hat der Tischtennis-Weltverband
ITTF den genauen Wortlaut der neuen Aufschlagregel veröffentlicht,
die bundesweit ab dem 1. Juli und weltweit ab dem 1. September in
Kraft tritt. Die Internationale Tischtennis-Föderation hatte bereits
bei den Weltmeisterschaften in Osaka Ende April 2001 die Entschärfung
des Aufschlags beschlossen.
Kernpunkt:
"Das Verdecken des Balles mit Körper, Arm, Schulter oder
Kleidung ist verboten", erklärt der reformfreudige kanadische
ITTF-Präsident, Adham Sharara, in dessen Amtszeit schon die Vergrößerung
des Balls von 38 auf 40 Millimeter (seit 1. Oktober 2000 weltweit) und
die Verkürzung der Sätze von 21 auf elf Punkte gefallen ist (seit 1.
September 2001 weltweit).
Rückschläger
und Schiedsrichter sollen den Ball während der gesamten
Aufschlagphase sehen können. Anhaltspunkt bildet eine gedachte
dreieckige Fläche zwischen Ball und den beiden Netzpfosten, oberer
Endpunkt ist der Kopf des Aufschlägers. In dieser Fläche darf sich
nach dem Hochwerfen des Balls nichts befinden. In der Praxis ändert
sich für den Aufschläger in der Hauptsache die Bewegung beim
Vorhand-Aufschlag. Der Spieler muss "den freien Arm so schnell
wie möglich aus dem Weg nehmen, um einen regelgerechten, offenen und
sichtbaren Aufschlag" auszuführen, heißt es in der Erläuterung
des neuen Regeltexts.
"Es ist
gut, dass die Verdeckung bei der neuen Aufschlagregel wegfällt",
sagt DTTB-Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig. "Ich sehe allerdings
die Schwierigkeit für die Schiedsrichter, die Ausführung zu
beurteilen. Dazu müssten sie schon auf den Netzpfosten sitzen. Aber
ernsthaft: Die Praxis wird zeigen, ob der Aufschlag nach der neuen
Regel beurteilungsfähig ist."
Eine bundesweite
Schulung der Schiedsrichter bis zum 1. Juli ist nicht möglich.
"Wir werden unsere Schiedsrichter schriftlich informieren",
erklärt DTTB-Schiedsrichter-Obmann Erwin Preiß. "In den
vergangenen Jahren haben wir mit den Rundschreiben gute Erfahrungen
gemacht. Unsere Schiedsrichter sind da sehr gewissenhaft."
Regeltext
mit Erläuterung plus Modifikation Wechselmethode (Zeitspiel)
2.6 Vorschriftsmäßiger Aufschlag
2.6.1 Der Aufschlag beginnt damit, dass
der Ball frei auf dem flachen, geöffneten Handteller der ruhig
gehaltenen freien Hand des Aufschlägers liegt.
2.6.2 Der Aufschläger wirft dann den
Ball, ohne ihm dabei einen Effet zu versetzen, nahezu senkrecht so
hoch, dass er nach Verlassen des Handtellers der freien Hand
mindestens 16 cm aufsteigt und dann herabfällt, ohne etwas zu berühren,
bevor er geschlagen wird.
2.6.3 Wenn der Ball herabfällt, muss der
Aufschläger ihn so schlagen, dass er zunächst sein eigenes Spielfeld
berührt und dann über die Netzgarnitur oder um sie herum direkt in
das Spielfeld des Rückschlägers springt oder es berührt. Im Doppel
muss der Ball zuerst die rechte Spielfeldhälfte des Aufschlägers und
dann die des Rückschlägers berühren.
2.6.4 Der Ball muss sich vom Beginn des
Aufschlags bis er geschlagen wird oberhalb der Ebene der Spielfeldhälfte
und hinter der Grundlinie des Aufschlägers befinden und darf durch
keinen Körper- und Kleidungsteil des Aufschlägers oder seines
Doppelpartners für den Rückschläger verdeckt werden.
(Anm.:
Absicht dieser Regel ist es, dass der Rückschläger den Ball während
des gesamten Aufschlagvorganges sehen kann. Der aufschlagende Spieler
bzw. das aufschlagende Paar dürfen nichts tun, was den Rückschläger
daran hindern könnte, den Ball von dem Zeitpunkt, an dem er die Hand
des Aufschlägers verlässt, sowie die Seite des Schlägers zu sehen,
mit der er den Ball schlägt.)
2.6.5 Es liegt in der Verantwortlichkeit
des Spielers, so aufzuschlagen, dass der Schiedsrichter oder der
Schiedsrichter-Assistent sehen kann, ob der Aufschlag in allen Punkten
der Aufschlagregel entspricht.
2.6.5.1 Falls kein
Schiedsrichter-Assistent eingesetzt wurde und der Schiedsrichter
Zweifel an der Zulässigkeit eines Aufschlages hat, kann er beim
ersten Vorkommnis dieser Art in einem Spiel den Aufschläger
verwarnen, ohne dies als Fehler zu werten.
2.6.5.2 Wenn später im selben Spiel aus
dem gleichen oder irgendeinem anderen Grund erneut Zweifel an der Zulässigkeit
des Aufschlags dieses Spielers oder seines Doppelpartners bestehen,
erhält der Rückschläger den Punkt.
2.6.5.3 Verstößt der Aufschläger jedoch
eindeutig gegen die Bestimmungen über einen vorschriftsmäßigen
Aufschlag, so wird nicht verwarnt, sondern der Rückschläger erhält
den Punkt.
2.6.6 In Ausnahmefällen kann der
Schiedsrichter die Bestimmungen der Aufschlagsregel lockern, wenn er
überzeugt ist, dass ein Spieler sie wegen einer Körperbehinderung
nicht einhalten kann.
2.15 Wechselmethode
2.15.3 Wenn die Wechselmethode einmal durchgeführt ist, werden alle
folgenden Sätze dieses Spiels nach der Wechselmethode gespielt.
(Anm. d. Ü.: Hier wurde der Zwischensatz "oder wenn ein Satz länger
als 10 Minuten dauert" g e s t r i c h e n.
Die neue Aufschlagregel: Erläuterung
und Absicht
Die neue Aufschlagsregel soll eindeutig
gefasst und leicht auszulegen sein. Sie soll den Aufschlag im
Tischtennis zu einer OFFENEN Technik machen, die für den Rückschläger
jederzeit klar zu erkennen ist.
Alle Internationalen Schiedsrichter werden
vom SR/OSR-Komitee der ITTF ein Paket mit detaillierten Anweisungen
und Erläuterungen erhalten. Damit soll garantiert werden, dass die
Regel einheitlich angewandt und ihr Geist respektiert wird.
In der Zwischenzeit wird die ITTF den
Nationalverbänden Erläuterungen zuschicken, in denen die neue
Aufschlagregel schriftlich und visuell dargestellt wird.
Um sicherzustellen, dass der Aufschläger
die Erfordernisse der neuen Aufschlagsregel erfüllt, hier ein paar
Hinweise:
1) Sobald freie Hand (= die Hand, die den
Ball beim Aufschlag hält) und dazugehöriger Arm den Ball
hochgeworfen haben, müssen beide unverzüglich zur Seite entfernt
werden. Anders ausgedrückt: Der freie Arm darf nicht in dem Bereich
zwischen Ball und Rückschläger bleiben; er muss aus der Sichtlinie Rückschläger-Ball
heraus - siehe dazu auch Abbildungen (Powerpoint, Video , Foto).
2) Der Aufschläger sollte sich einen
dreieckigen Bereich vorstellen, der durch den Ball und die beiden
Netzpfosten gebildet wird, und diesen Bereich nach oben bis Kopfhöhe
ausdehnen. Er muss dann darauf achten, dass kein Teil seines Körpers
oder seiner Kleidung in diesen Raum hineinragt (oder darin verbleibt),
nachdem er den Ball beim Aufschlag hochwirft. Dadurch wird gewährleistet,
dass der Bereich zwischen Ball und Rückschläger frei von
irgendwelchen Hindernissen ist, die dem Rückschläger die Sicht
verdecken könnten. Auf diese einfache Weise wird sichergestellt, dass
der Aufschlag den Erfordernissen der Regel entspricht.
3) Die Regel erfordert eine leichte Veränderung
der gegenwärtigen Aufschläge. Die Spieler müssen lernen, bei
Vorhand-Aufschlägen den freien Arm so schnell wie möglich aus dem
Weg zu nehmen, um einen regelgerechten, offenen und sichtbaren
Aufschlag auszuführen.